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Bericht aus Berlin – Der Legal Tech Day 2022

Am 23.09.2022 haben Jamin und Björn den Legal Tech Day 2022 in Berlin im Namen von JUST Legal Tech für euch besucht. Auf der Agenda standen drei spannende Panels: „Digitalisierung der Justiz“, „Invest in Legal Tech“ und schließlich „unser“ Panel der studentischen Initiativen „War for Talents“.

 

Panel 1 – Digitalisierung der Justiz

Gestartet ist Panel 1 mit einem Impulsvortrag von Klaus Meyer-Cabri, Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung „Bessere Rechtssetzung, Digitale Gesellschaft und Innovation des Bundesjustizministeriums. Im Vortrag gab Meyer-Cabri dabei zu, dass es definitiv Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung gäbe. Geplant seien u. a. digitale Akten, digitalisierte Prozesse und eine Justiz-Cloud. Hinzu komme die Entwicklung KI-gestützter Justizanwendungen sowie die Erprobung jener Tools in Reallaboren. Als weiteres wichtiges Projekt stehe eine digitale Rechtsantragstelle auf dem Plan, für welche es bis nächstes Jahr einen MVP geben soll.

In der Diskussionsrunde wurde zunächst auf eine Studie der Bucerius Law School, der Boston Consulting Group und des Legal Tech Verbandes (https://www.legaltechverband.de/aktivitaeten/die-zukunft-digitaler-justiz-internationale-studie-zeigt-deutschlands-rueckstand-und-liefert-konkrete-loesungsansaetze/) Bezug genommen: Deutschland befindet sich zwar bezüglich Global Justice in den Top 3, hängt in Sachen Digitalisierung der Justiz allerdings etwa 10-15 Jahre hinterher und riskiere damit die Qualität seiner Justiz. Um diese Lücke zu verkleinern sei dabei die Zusammenarbeit von Verwaltung mit Ökosystemen entscheidend: Kommunen müssten sich mit Start-Ups in Verbindung setzen, bereits existierende Lösung aufgelistet und die Mitarbeiter der Behörden geschult werden, wie Lars Zimmermann, Co-Gründer und Vorstandsmitglied des GovTech Campus, erläutert. Technische Lösungen zu finden sei weniger das Problem, sondern vielmehr die Standardisierung und die Schaffung der Infrastruktur. Hier benötige es den Impuls „von oben“ und die Kompetenz „von unten“. Aufgabe sei demnach, die Konflikte zwischen der Skalierbarkeit entsprechender Lösungen auf Bundesebene einerseits und des Föderalismus andererseits abzubauen. Zuletzt kam ebenfalls zur Debatte, ob die Zeit für Reallabore nicht bereits abgelaufen sei und es nicht sofortige Maßnahmen brauche.

 

Panel 2 – Invest in Legal Tech

Im zweiten Panel ging es schließlich um die Probleme, die die deutsche Gründerszene im Bereich Legal Tech bewegt. Deutschland ist europaweit letzter was Gründungen pro Einwohner angeht und drittletzter was die Höhe von Wagniskapital pro Einwohner angeht. Die Gründe hierfür wurden schnell deutlich: Viele Business-Modelle sind unsicher, da große Unklarheit bezüglich der Einordnung als Rechtsdienstleistung besteht. Dies führe dazu, dass Investoren vor dem Einstieg in Start-Ups zurückschrecken. Doch auch bei Business-Modellen, deren Einordnung gesichert ist, wie beispielsweise Start-Ups im Bereich verbraucherrechtlicher Sammelklagen, gebe es weiterhin rechtliche Hindernisse. Gerade das Verfahrensrecht mache Start-Ups hier teilweise zu schaffen. Denn: Bei Sammelklagen gehen vorinstanzliche Gerichte zumeist davon aus, der Fall werde ohnehin höchstinstanzlich entschieden und verlängern somit die Verfahrensdauer. Je länger die Verfahren jedoch dauern, desto stärker sinken die Profitmöglichkeiten trotz Sammelklage. Ebenso sei auch die Verfahrenstrennung problematisch.

 

Panel 3 – War for Talents

Zuletzt waren die studentischen Initiativen an der Reihe: Gemeinsam mit Sebastian von Glahn (Talent Rocket) haben Lina Fredebeul (recode.law), Julia Keselj (Legal Tech Lab Cologne), Timon Engel (disrUPt law), Alena Shenberg (eLegal) und Björn Erlemann (JUST Legal Tech) unter Moderation von Felipe Molina Gaviria über den Berufseinstieg und Erwartungen an Arbeitgeber gesprochen. Nach kurzem Impuls von Sami Yacob (recode.law), wie man sich als Arbeitgeber am besten nicht präsentiert, sind wir mit einer Umfrage an die Zuhörer gestartet: „Was denken Sie, welche Faktoren sind für Talente bei der Wahl für/gegen einen Arbeitsgeber entscheidend?“. Genau diese Frage hatten wir um Voraus unseren Mitgliedern gestellt und es wurde tatsächlich recht schnell eine Diskrepanz deutlich.

Während Studierende den Faktor Geld auf Platz 2 eingeordnet hatten, hatten die Arbeitgeber aus dem Publikum diesen Punkt mit Abstand auf den letzten Platz eingeordnet. Es wurde dementsprechend schnell deutlich, dass Geld trotz aktueller Entwicklungen der neuen Generationen von Beschäftigten in Hinblick auf Work-Life-Balance oder Purpose/Impact eine entscheidende Rolle spielt. Es folgte eine rege geführte Diskussion über Gehaltserwartungen sowie über das Mismatch von Erwartungen und der Relevanz von Erwartungsmanagement generell. Ironischerweise wählten die Studierenden in der Umfrage den Faktor „Einsatz moderner Technologien“ auf den letzten Platz. Der Erklärungsversuch unsererseits lag in der Überschneidung mit dem Faktor auf Platz 1 „Team und Unternehmenskultur“: Wählt man einen Arbeitgeber aufgrund seiner innovativen, agilen und zukunftsgerichteten Kultur aus, geht man ohnehin von einem sinnvollen Einsatz entsprechender Technologien aus.

 

Fazit

Der Legal Tech Day 2022 war ein voller Erfolg. Neben spannenden Diskussionen sah man einige bekannte Gesichter jetzt auch mal offline, aber man knüpfte auch viele neue Kontakte. Wir freuen uns auf jeden Fall jetzt schon auf den Legal Tech Day 2023!

An dieser Stelle vielen Dank den Legal Tech Verband, insbesondere Valerie Keilhau, für die Organisation und die Möglichkeit, unser eigenes Panel zu gestalten. Großer Dank und liebe Grüße gehen auch raus an unsere Freunde von recode.law, Legal Tech Lab Cologne, eLegal und disrUPt law sowie Sebastian von Glahn von Talent Rocket!